Das richtige Maß an Stress – Gibt es das?
- Katharina Hiller
- 24. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Apr.
Stress ist allgegenwärtig. Ob beim Job, im Studium oder im Alltag – das Gefühl, unter Druck zu stehen, kennen wir vermutlich alle. Meistens fühlt sich Stress einfach nur unangenehm an und man ist froh, wenn er endlich wieder vorüber ist. Doch ist Stress wirklich immer negativ? Oder gibt es auch eine Art von Stress, die uns wachsen lässt und motiviert? Stress wird häufig verteufelt und das meistens nicht zu Unrecht. Allerdings zeigt die Wissenschaft: Stress ist nicht gleich Stress – und in einem bestimmten Maß kann er sogar hilfreich sein.

In diesem Artikel erfährst Du, wie sich Eustress von Distress unterscheidet, was in Deinem Gehirn passiert, wenn Du Stress erlebst, wie übermäßiger Stress das Lernen beeinflusst und welche ersten Schritte zu mehr positivem Stress – dem Eustress – führen können.
Eustress & Distress – Zwei Seiten der gleichen Medaille
Nicht jeder Perfektionismus ist gleiDer Begriff „Stress“ stammt ursprünglich aus der Physik und beschreibt eine Belastung oder einen Druck. In der Psychologie wird zwischen zwei Hauptarten unterschieden:
Eustress (positiver Stress): Dieser Stress motiviert, spornt an und sorgt dafür, dass wir konzentriert und fokussiert arbeiten. Eustress tritt oft in Situationen auf, in denen man eine Herausforderung erkennt, aber auch das Gefühl hat, ihr gewachsen zu sein. Wenn man Eustress erlebt, dann ist das Gehirn besonders leistungsfähig. Man kann rationaler denken und ist emotional ausgeglichener.
Distress (negativer Stress): Wenn die Anforderungen zu hoch erscheinen oder zu lange andauern, wandelt sich positiver Stress in den belastenden Distress. Hier dominieren Gefühle von Überforderung, Erschöpfung und Angst. Distress kann aber auch entstehen durch Unterforderung. Monotone Aufgaben können zu Apathie und letztlich auch zu einem Bore Out führen.

Entscheidend ist also nicht nur, ob wir Stress haben – sondern wie wir ihn bewerten.
Was passiert im Gehirn, wenn wir Stress erleben?
Stress aktiviert das sogenannte Stressreaktionssystem im Gehirn – konkret die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Dabei wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, das kurzfristig Energiereserven mobilisiert und die Aufmerksamkeit erhöht. Bei Eustress wird genau dieses System in gesundem Maße aktiviert – Du fühlst Dich wach, fokussiert und leistungsfähig.
Doch bei chronischem Distress verändert sich die Chemie im Gehirn. Andauernder Stress schränkt die Funktion des präfrontalen Cortex ein, der zuständig ist für Planung und Entscheidungen. Gleichzeitig wird die Amygdala, unser Angstzentrum, überaktiv. Dadurch wird eine Anfälligkeit für emotionale Reaktionen wahrscheinlicher.
Wie wirkt sich übertriebener Stress auf Lernerfahrungen aus?
Lernen braucht Konzentration, Motivation und ein gewisses Maß an Sicherheit. Zu viel Distress wirkt sich negativ auf genau diese Faktoren aus:
Kognitive Blockaden: Das Gehirn schaltet in den Überlebensmodus. Informationen werden schlechter verarbeitet und behalten.
Reduzierte Motivation: Anhaltender Stress kann zu einer Abnahme des Dopaminspiegels führen – der Botenstoff, der für Antrieb und Belohnung zuständig ist.
Fehlende Kreativität: Dauerstress fördert starres Denken. Innovative Lösungen und kreative Ansätze bleiben auf der Strecke.
Anders sieht es bei Eustress aus: Hier bist Du hochmotiviert, wachsam und bereit, Dich auf neue Informationen einzulassen. In diesem Zustand funktioniert Lernen sogar besser, da das Gehirn in einer Art „optimaler Erregung“ ist.
Erste Schritte für mehr Eustress
Die gute Nachricht: Es ist möglich, Stress positiv zu nutzen und Distress zu reduzieren. Hier ein paar erste Schritte:
Sinnerleben, Spaß und Begeisterung fördern: Sinn erfüllende Tätigkeiten fördern Eustress. Was sich für jemanden als sinnerfüllend anfühlt, ist individuell natürlich völlig unterschiedlich und ist abhängig von den persönlichen Werten, der Erziehung, den Interessen und gesellschaftlichen Normen etc.
Stressquellen erkennen: Was stresst Dich wirklich? Gibt es bestimmte Zeiten oder Aufgaben, bei denen der ungesunde Stress besonders hoch ist? Welche dieser Aufgaben lassen sich so gestalten, dass sie ein bisschen angenehmer sein könnten?
Abwechslungsreiche Tätigkeiten während des Arbeitsalltags: Dass es für das Gehirn und auch für den restlichen Körper nicht gesund sein kann, wenn man stundenlang ohne Pause ein und derselben Tätigkeit nachgeht, dürfte vermutlich klar sein. Je deutlicher sich also Arbeitspausen und die Zeit vor und nach der Arbeit inhaltlich von der Arbeitstätigkeit unterscheiden, desto besser. Denn dadurch werden andere Bereiche des Gehirns genutzt und eins ist sicher: Das Gehirn liebt Abwechslung.
Gesunder Ausgleich durch abwechslungsreiche Hobbies: z.B. durch Bewegung, Kreativität, soziale Kontakte etc. – Hauptsache, die Tätigkeiten lösen Eustress aus und unterscheiden sich ein wenig vom beruflichen Alltag.
Fazit: Das richtige Maß an Stress gibt es
Stress ist nicht per se gleich Stress. Im Gegenteil: Das richtige Maß an Stress – Eustress – kann das Lernen verbessern, die Motivation steigern und uns zu Höchstleistungen bringen. Wichtig ist, wie wir Stress interpretieren und wie wir damit umgehen.
▷ Du benötigst mentale Unterstützung, um statt Distress häufiger Eustress zu erleben?
Toller Beitrag!! Danke für deine Insights, liebe Kathi :)
Eustress + Chillen = Glückseligkeit ey 🙈😄