FOMO erkennen und einen Umgang damit finden
- Katharina Hiller
- 7. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Aug.
Kennst Du dieses Gefühl, bei einem Ereignis, einem Trend oder einer Gelegenheit nicht dabei zu sein? Dieses ständige Bedürfnis, nichts zu verpassen, das sich manchmal bis zur Angst steigert? Willkommen in der Welt der „Fear of Missing Out“, kurz FOMO. FOMO ist ein Phänomen, das besonders durch die ständige Vernetzung über soziale Medien immer mehr Menschen betrifft. Doch was steckt wirklich dahinter, und wie kannst Du besser mit der Angst, etwas zu verpassen, umgehen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursachen von FOMO, wie Du erkennen kannst, ob Du betroffen bist und wie sich FOMO auf Lernerfahrungen auswirkt. Außerdem lernst Du erste Ideen kennen, wie Du den Weg zum sogenannten „JOMO“ – der „Joy of Missing Out“ – findest.

FOMO: Was ist die Fear of Missing Out?
FOMO beschreibt die Angst oder das ständige Bedürfnis, nichts zu verpassen. Ob es der neueste Trend ist oder ein wichtiges Ereignis im Freundeskreis – FOMO betrifft häufig Menschen, die das Gefühl haben, ständig up-to-date sein zu müssen.
Besonders verstärkt wird FOMO durch soziale Medien. Plattformen wie Tiktok, Instagram oder Facebook geben uns Einblicke in das Leben anderer und lassen es oft so wirken, als sei das Leben der anderen aufregender und erfüllender. Studien haben gezeigt, dass FOMO eng mit der vermehrten Nutzung sozialer Medien korreliert, da hier immer neue Informationen und Einblicke auf uns einprasseln.
Was steckt psychologisch hinter FOMO?
Psychologisch gesehen kann FOMO eine Vielzahl von Ursachen haben, die tief in unserer Denkweise und in sozialen Vergleichsmechanismen verwurzelt sind. Der Mensch ist darauf programmiert, sich in sozialen Gruppen zu verorten und von ihnen akzeptiert zu werden. Diese evolutionsbedingte Veranlagung bedeutet, dass wir schnell das Gefühl entwickeln können, „außen vor“ zu sein, wenn wir nicht an allen Ereignissen und Trends teilhaben.
FOMO kann auch mit einem eher niedrigen Selbstwertgefühl und der ständigen Angst vor sozialer Ausgrenzung zusammenhängen. Und beim Erleben von sozialer Ausgrenzung werden dieselben Hirnregionen aktiviert wie bei physischem Schmerz. Das erklärt also, weshalb sich FOMO so intensiv anfühlt.
Psycholog*innen erklären FOMO auch durch das Phänomen des sozialen Vergleichs. Wenn wir den Eindruck haben, dass andere anscheinend mehr Spaß haben, aufregendere Dinge erleben oder erfolgreicher sind, löst das oft Neid und Unzufriedenheit aus.
Bin ich von FOMO betroffen?
FOMO kann sich subtil bemerkbar machen oder im Alltag spürbare Auswirkungen haben. Hier sind einige Fragen, die Dir helfen können herauszufinden, ob Du von FOMO betroffen bist:
Erlebst Du oft das Gefühl, dass andere mehr Spaß haben oder erfolgreichere Entscheidungen treffen?
Fühlst Du Dich schlecht, wenn Du auf sozialen Medien siehst, was andere machen, und wünschst Dir, auch dabei zu sein?
Versuchst Du, möglichst nichts zu verpassen, und nimmst dafür sogar eine Überlastung in Kauf?
Hast Du nach einer Veranstaltung schon häufiger gedacht, dass es besser gewesen wäre, Dich auszuruhen?
Bist Du unruhig oder abgelenkt, wenn Du nicht „up-to-date“ bist, was Trends oder Ereignisse betrifft?
Machst Du Dir einen Kopf, wenn Deine Freund*innen ohne Dich Spaß haben?
Findest Du es schlimm, wenn Du eine Gelegenheit verpasst, Deine Freund*innen zu treffen?
Falls Du mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantwortest, könnte es sein, dass FOMO auch Dich betrifft.
Wie wirkt sich FOMO auf die Learning Experience aus?
FOMO hat nicht nur Einfluss auf unser soziales Leben, sondern kann auch unsere Lern- und Arbeitserfahrungen beeinflussen. Besonders in Lernumgebungen führt FOMO oft dazu, dass wir Schwierigkeiten haben, uns zu fokussieren. Wir fühlen uns getrieben, ständig auf dem neuesten Stand zu bleiben, und können uns daher schwer auf eine Aufgabe konzentrieren. Die sogenannte „Continuous Partial Attention“, das ständige Springen zwischen Aufgaben und Plattformen, kann den Lernprozess beeinträchtigen und langfristig zu Stress und Erschöpfung führen.
Zudem kann FOMO auch den Druck erhöhen, keine Gelegenheit zur Weiterbildung zu verpassen. Wer von FOMO betroffen ist, könnte dazu neigen, sich zu viele Lerninhalte aufzuladen und dadurch den Fokus auf tiefes und nachhaltiges Lernen zu verlieren. Dabei gilt: Ein klarer Fokus und eine gezielte Auswahl von Lerninhalten sind oft wertvoller, als alle Gelegenheiten zur Weiterbildung zu nutzen.
Fazit: JOMO statt FOMO
Wie kann also der Weg weg von FOMO und hin zu JOMO – der „Joy of Missing Out“ – aussehen? JOMO bedeutet, Freude daran zu finden, sich bewusst gegen bestimmte Informationen oder Aktivitäten zu entscheiden. Statt immer verfügbar zu sein, kannst Du lernen, Deine Zeit gezielt zu nutzen und den Moment zu genießen.
Erste Schritte auf dem Weg zu JOMO könnten so aussehen:
Grenzen setzen: Entscheide bewusst, wie viel Zeit Du auf sozialen Medien verbringen möchtest und versuche, diese Zeiten einzuhalten, z.B. durch die Nutzung von App-Timern.
Achtsamkeit und Fokus entwickeln: Lerne, Dich auf die Dinge zu konzentrieren, die für Dich wirklich wichtig sind, statt jedem Trend nachzujagen. Für mehr Achtsamkeit können z.B. Mediation, Atemübungen oder achtsame Spaziergänge in der Natur hilfreich sein.
Soziale Vergleiche minimieren: Fokussiere Dich darauf, was Dir im Leben Freude bereitet, statt Dich mit anderen zu vergleichen. Überlege, welche Dinge Du hast, die Menschen in anderen Ländern vielleicht nicht haben.
JOMO kann eine wertvolle Strategie sein, um sich von FOMO zu befreien und die eigene Lebensqualität zu verbessern. Wer lernt, den Moment zu genießen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, findet oft mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.
▷ Du benötigst Unterstützung, um Dich von FOMO zu befreien?
Man lernt echt immer was dazu :)
Jomo konnte ich noch nie klar definieren, aber ist tatsächlich ein absoluter “mental health helper” finde ich.
Der Zusammenhang mit der learning experience ist spannend!
Den Begriff JOMO kannte ich noch nicht.